Hast du dir das alles so schön vorgestellt, dass ihr eine glückliche Familie werdet, dass ihr alles gemeinsam macht oder zumindest die Verantwortung teilt, und plötzlich ist alles ganz anders? Vielleicht bist du ungeplant schwanger geworden und dein Partner macht ganz unerwartet einen Rückzieher?
Vielleicht ist es auch eine Krankheit oder ein Unfall des werdenden Papas und er kann nicht mehr die Stütze und der innere Halt sein, den ihr beide euch so gewünscht hattet.
Und du bist allein mit dieser Verantwortung, mit deiner Enttäuschung und deiner Trauer, mit deinen Fragen und Zweifeln, ob du das alleine schaffen kannst mit deinem Baby?
Und auch wenn du dich bewusst dazu entschieden hast, dein Baby allein ins Leben zu begleiten, gibt es wahrscheinlich Momente, in denen deine Fragen größer sind als deine Zuversicht.
Vor vielen Jahren ging es mir genauso und ich bin unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Ich war noch sehr jung und eigentlich hatte ich ganz andere Pläne für meine nächsten Jahre.
Mich überfluteten Gefühle wie Überforderung und die Angst, dem Kind allein nicht gerecht werden zu können und später auch die Sorge, überhaupt keine Zeit mehr für mich selbst zu haben. Und erstmal fühlte ich mich sehr allein. Rings um mich schien es nur glückliche schwangere Paare zu geben und ich kam erstmal nicht auf die Idee, gezielt nach anderen schwangeren Alleinmamas zu suchen.
Das ist das erste, was ich dir sagen möchte: du bist nicht allein! Auch wenn es dir gerade nicht so vorkommt: Es gibt andere, die in der gleichen Situation sind oder waren. Und du kannst sowohl von ihren Erfahrungen profitieren als auch dich mit ihnen treffen oder vernetzen und ihr könnt euch gegenseitig unterstützen. Das tut unglaublich gut, wenn so viele neue Erlebnisse und Gefühle auf dich warten.
Außerdem kannst du dir Hilfe vielleicht bei deinen Eltern, Verwandten oder Freunden holen, wenn du deine mögliche Scheu davor überwindest. Und nicht zuletzt gibt es mehrere staatliche und kirchliche Stellen, die dich sowohl materiell als auch beratend unterstützen.
Ich möchte dir Mut machen, die große Verantwortung, die da auf dich wartet, nicht als erdrückend zu sehen, sondern als Chance für Wachstum und Stärke. Du wirst Fähigkeiten entwickeln, von denen du ohne diese wunderbare Aufgabe, ein Kind allein ins Leben zu begleiten, gar nichts gewusst hättest. Mach dir bewusst, was dir Kraft gibt, wo du auftanken kannst. Das kann ein Spaziergang in der Natur sein, schöne Musik, ein Blumenstrauß, Lieblingsfarben in deinem Zimmer oder ätherische Öle, die dir sofort gute Laune schenken.
Für manche von uns kann es auch eine große Hilfe sein, Tagebuch oder etwas ähnliches zu schreiben, um die Gefühle zu ordnen.
Sorge gut für dich, indem du zum Beispiel genug schläfst, dir Zeit für gesundes Kochen nimmst. Oder wie wäre es, wenn du ein altes Hobby wiederbelebst wie Stricken oder Malen oder etwas ganz Neues ausprobierst? Entdecke etwas, was dich stärkt und erfüllt, das hilft dir über manches Tief hinweg.
Ja, es ist eine Herausforderung, möglichst wenig Groll zu hegen gegen das Schicksal oder den Vater des Babys oder die, die immer alles besser wissen. Aber es lohnt sich, den Blick lieber darauf zu richten, was dich jetzt stärken und stützen kann. Zum Beispiel kannst du eine Freundin oder deine Mama zu wichtigen Terminen mitnehmen, auch später zur Geburt.
Vielleicht ist es auch sinnvoll, über eine andere Wohnsituation nachzudenken, vielleicht ist sogar eine WG mit einer anderen Schwangeren möglich?
Und natürlich ist es für dich jetzt besonders wichtig, dir eine gute und liebevolle Hebamme zu suchen, die dich während der ganzen Schwangerschaft sowohl bei medizinischen Problemen als auch bei allen anderen Sorgen und Fragen unterstützen kann.
Eins ist sicher: In einigen Jahren wirst du stolz auf dich sein, wie du diese herausfordernde Zeit gemeistert hast, ich wünsche dir dafür viel Kraft!